Nürnberg 2.0

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Nürnberg 2.0 in der Fantasie von Mandic (AFD), Mannheimer und Rüdiger Klasen.[1]

Nürnberg 2.0 ist ein Schlagwort bei Vertretern und Anhängern der Reichsbürgerszene. Bezug nehmend auf die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse wird damit eine 'Neuauflage' der Prozesse gegen Regierungsmitglieder, Politiker und Staatsbedienstete gefordert, da diese angeblich als Faschisten die deutsche Bevölkerung unterdrücken und eine Willkürherrschaft ausüben würden. Des Weiteren sollen Juristen und Journalisten angeklagt werden. Auch in der Hierarchie weit unten stehenden Behördenangestellten, sowie Gerichtsvollziehern und Polizisten müsse, z.B. wegen Zwangsmaßnahmen wie Hausdurchsuchungen oder Vollstreckung von Haftbefehlen, der Prozess gemacht werden. Als Versuch, sich der Verantwortung für eigenes Fehlverhalten zu entziehen, werden diese rechtmäßig veranlassten und durchgeführten Maßnahmen kurzerhand für illegal oder zu frei erfundenen Straftatbeständen erklärt, um dann „Nürnberg 2.0” zu fordern[2]. Dies lässt sich nur mit Ablehnung oder Leugnung der geltenden Rechtsordnung sowie der derzeitigen Staatsform in Deutschland erklären. Mit dem völlig absurden Vergleich der 'Beschuldigten' mit Hauptkriegsverbrechern soll die Schwere der vermeintlichen 'Verbrechen' suggeriert werden. Der Begriff „Nürnberg 2.0” ist in Videos, Artikeln und Kommentaren[3] zu finden und dient als Versuch der Einschüchterung oder als Rachefantasie für angeblich erlittenes Unrecht. Dabei wird für künftige 'Angeklagte' gerne die Todesstrafe in Aussicht gestellt oder herbei gewünscht, wie beispielsweise in dem YouTube-Video mit dem Titel
„Kopp Online. Kommt Nürnberg 2.0 ? Wenn ja, dann bitte auch vollständig !”.
Häufig wird der Begriff auch einfach als Synonym für einen Machtwechsel in Deutschland verwendet.

Nürnberg 2.0 „vollständig”[4]

Eine eigene Variante der Prozesse schwebt Rüdiger Hoffmann vom Verein Staatenlos Info vor. Er denkt, dass deutsche Politiker, die seiner Ansicht nach in Deutschland das Dritte Reich weiterführten, sowie alle Deutschen, die sich nicht nach Art. 139 GG entnazifiziert hätten, durch die Alliierten des Zweiten Weltkriegs nach SHAEF und SMAD in einem Nürnberg 2 als Faschisten abgeurteilt werden würden.[5] Hoffmann hält dies für unausweichlich, aber er fordert es genauso auch.[6][7]Um ganz sicher zu gehen trifft er zusätzlich eigene „Vorbereitungen für Nürnberg 2”, indem er wegen angeblicher „BRD-Verbrechen” Strafanträge nach Moskau schickt[8].


Ursprünglich wurde der Begriff vom Projekt „Nürnberg 2.0 Deutschland” auf der Webseite http://wiki.artikel20.com/ eingeführt. Hinter dem Projekt steht vermutlich der Islamhasser Karl-Michael Merkle aka Michael Mannheimer[9], der in seinem Blog und bei öffentlichen Auftritten lautstark ein Nürnberg 2.0 fordert.[10]Der Name der Webseite bezieht sich auf Artikel 20 Absatz 4 des Grundgesetzes, der den Bürgern gegen alle, die das Grundgesetz abschaffen wollen, das Recht zum Widerstand einräumt, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Ziel des Projekts ist der
Aufbau einer Erfassungsstelle zur Dokumentation der systematischen und rechtswidrigen Islamisierung Deutschlands, der grundgesetzfeindlichen Entdemokratisierung, der Entrechtung des Bürgers und der Straftaten linker Faschisten zur Unterdrückung des Volkes. (...) diese Rechtsverstöße zu erfassen, die Verantwortlichen, Täter und Mittäter zu benennen und sie zu einem geeigneten Zeitpunkt öffentlich dafür, nach dem Muster des Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunals von 1945, diesmal aber mit rechtstaatlichen und völkerrechtskonformen Prinzipien zur Verantwortung zu ziehen. [11]

Die Webseite führt eine öffentlich einsehbare "Schwarze Liste" mit Einträgen von Politikern, Juristen, Wissenschaftlern, Kirchenvertretern und Journalisten, Firmen, Organisationen, aber auch von diversen Einzelpersonen wie z.B. dem Kölner Karnevalsprädidenten Ch. Kuckelkorn[12], die durch Eintrag in die Liste mit Kriegsschwerverbrechern auf eine Stufe gestellt werden. Ebenso gibt es eine „Fahndungsliste”, der letzte Steckbrief stammt vom April 2017.[13] Der/die Betreiber vom Projekt Nürnberg 2.0 dürfte/n inzwischen auch unter die Reichsbürger gegangen sein. Dafür spricht, dass in den Steckbriefen seit 2016 bei 'Beschuldigten' als deren Geburtsorte z.B. „Volksstaat Württemberg” oder „Freistaat Preußen” genannt werden. Gleichzeitig wird behauptet, sie hätten keine Staatsangehörigkeit[14].

Die auf Webseiten wie u.a. Staatenlos.info gezeigte Fotomontage der Nürnberger Anklagebank ist das Werk des AfD-Politikers Dubravko Mandic, was für ihn im Oktober 2016 eine Hausdurchsuchung und Anzeige wegen Beleidigung zur Folge hatte[15].

Weblinks

Quellennachweise