Friedensfahrzeuge

Aus Sonnenstaatland-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Bei der Querdenker-Demo Berlin 2020

„Friedensfahrzeuge” sind die im Jahr 2017 von Silke und Christian Volgmann ins Leben gerufene Idee, Fahrzeuge im Design von Polizeiautos darzustellen und damit Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Fahrzeuge werden polizeitypisch foliert und können aus der Ferne durchaus mit Polizeiwagen verwechselt werden. Bei der Gestaltung sind reflektierende Folien, polizeiliche Hoheitszeichen und Sondersignale nicht zugelassen. Die ebenfalls untersagte Beschriftung „Polizei” wird meistens durch „Friedensfahrzeug” oder „Peace” ersetzt. Allerdings wurde auch schon ein Wagen gesichtet, der mit dem Wort „Folizei”(sic) beschriftet war, was der Schreiber dieses Artikels für ziemlich bedenklich hält. Laut Presse soll es dennoch keinen Ärger gegeben haben.[1]

Auf ihrer Webseite heißt es:
„Die Fahrer der Friedensfahrzeuge sind eine private Initiative von Menschen, die sich in ihrer Intention im Innen- wie Außenverhältnis auf folgende Begrifflichkeiten verständigt haben: Frieden – Freiheit – Offenheit – Respekt – Vorbild. Die Gestaltung der Friedensfahrzeuge ist auf Diskurs angelegt und ihre Fahrer stehen dafür ein.”[2]

Die Initiatoren

Silke Volgmann Jahrgang 1965, ist vor einigen Jahren von Köln nach Mecklenburg Vorpommern gezogen. Sie hat 28 Jahre als selbständige Werbetechnikerin gearbeitet und ist seit 2000 bis heute als Musikverlegerin tätig. Sie engagiert sich in zahlreichen Projekten und rief u.a. die „Friedensfahrzeuge“ mit ins Leben. „Seit 2003 bin ich politisch ‚wach’, aktiv seit 2015, als ich auf die Mahnwachen in Köln stieß. Dann ging es Schlag auf Schlag: die Verbreitung von Free21, die Teilnahme an der Druschba-Fahrt 2016 und 2017 sowie Unterstützung der Friedensbrücke Kriegsopferhilfe. ‚Pfingsten in Berlin’ ist die 3. Großveranstaltung, bei der ich zu den Initiatoren gehöre. Das musste sein.“ Die Corona-Maßnahmen entbehrten jeglicher Grundlage, erklärte sie mir, sie würden sich widersprechen, und wären unlogisch. „‘Pfingsten in Berlin’ ist für mich eine neue Möglichkeit und der feste Glaube daran, dass wir weitere Menschen dazu bewegen können, auf die Straße zu gehen und insbesondere, denen die Augen zu öffnen, die in ihrem Inneren spüren, dass etwas nicht stimmt.“[3]
Silke Volgmann spricht sich regelmäßig für das Magazin „Free21” aus, in dem teils verschwörungsideologische und klar antisemitische Narrative verbreitet werden. Die „Schweigemärsche” 2020 waren eigenen Angaben nach ihre Idee. In einem Interview mit KenFM dazu vergleicht sie außerdem die Infektionsschutzgesetze mit der Ermächtigung 1933 und reproduziert nebenbei auch noch sexistische Narrative von Frauen, die zu „Kämpferinnen” würden, sobald sie Mütter würden.[4]

Christian Volgmann, Jahrgang 1964, ist in Bielefeld geboren und 1993 nach Köln zu seiner zukünftigen Frau gezogen. Er ist gelernter Werbetechniker und war bis 2018 selbständig. Er war der Ideengeber der Friedensfahrzeuge. „Ich fühle mich leider immer wieder bestätigt, da meine Befürchtungen seit April 2020 immer mehr zur Realität werden. Ob es die Reisebeschränkungen sind, Privilegien für Geimpfte oder auch die Einschränkung der Grundrechte etc. betrifft: Vieles hat sich bewahrheitet. Wenn der Rest auch noch eintreten sollte, den ich vor Augen habe – dann Gute Nacht Deutschland. Deshalb müssen wir ALLE auf die Straße!“[3]

Am Reichstag Berlin
Bei Staatenlos.info in Hamburg

Auch wenn die „Friedensfahrer” keine Bewegung oder Organisation bilden, ist es bei dem Hintergrund der Initiatoren nicht verwunderlich, wenn diese „Friedensfahrzeuge” immer wieder bei Versammlungen von Querdenkern und rechtsgerichteten Reichsbürgern in Erscheinung treten, so beispielsweise als Autokorso bei der ersten großen "Querdenken"-Demo in Berlin am 1. August 2020, wobei an einigen Fahrzeugen auch Codes klebten wie „BRD 08/15 oder LIE 9/11 (LÜGE 9/11)”[5], bei der rechtsextremen Reichsbürgergruppe Staatenlos.info in Hamburg oder am Berliner Reichstag.

Etwas Ärger gab es nach der Hochwasserkatastrophe Im Ahrtal 2021, als neben dem Katastrophenschutz auch einige vermeintliche Helfer aus der Querdenkerszene vor Ort auftauchten. T-Online berichtete (Auszüge):

Ein falsches Polizeiauto mit Durchsagen im Katastrophengebiet löst Ärger und Unverständnis aus. Die SPD-Innenexpertin Ute Vogt fordert Schutz der Polizeilackierung und wird aktiv. Der Vorfall mit einem falschen Polizeifahrzeug im Hochwassergebiet im Kreis Ahrweiler beschäftigt den Innenausschuss des Bundestags. Ute Vogt, innenpolitische Sprecherin der SPD-Bundesfraktion, wird das Thema am kommenden Montag in der Sondersitzung vorbringen. Sie möchte eine Schutzregelung auch für Deutschland zügig auf den Weg bringen, sagte sie t-online.

Der Wagen in Bad Neuenahr-Ahrweiler gehört einem Mann aus dem Kreis Starnberg, der als "Einsatzleiter Friedensfahrzeuge" auch vielfach Redner bei "Querdenken" war. Die Polizei Koblenz warf ihm zunächst vor, dass mit dem Wagen falsche Lautsprecherdurchsagen über einen Rückzug von Polizei- und Rettungskräften gemacht worden seien. Auf Twitter dementierte die Polizei die "Fake News" und sprach von "Fahrzeugen mit Lautsprechern, die polizeilichen Einsatzfahrzeugen ähneln". Allerdings erklärte ein Sprecher der Polizei später, dass sie keine eigenen Hinweise auf Durchsagen mit falschem Inhalt hat. Einheimische berichteten, das Fahrzeug im Chaos für echt gehalten zu haben. Der "Peace Officer" mit seinem "Friedensfahrzeug" verbreitete dagegen eine Nachricht, die von einer dankbaren Bürgerin stammen soll: Ohne die Durchsage hätte sie demnach nicht erfahren, dass es in der Schule Hilfe gäbe. Um die Falschinformation zum Rückzug von Polizei ginge es dabei nicht.
Die SPD-Abgeordnete Vogt kritisiert: "Hier werden Menschen in Notlagen ganz offensichtlich bewusst getäuscht. Wer helfen will, muss sich zu erkennen geben, wie das alle Hilfsorganisationen sehr eindeutig tun." Es sei nicht ganz nachvollziehbar, dass kein umfassender Schutz für die Optik der Polizeifahrzeuge bestehe. "Ich weiß von vielen Hilfsorganisationen, dass diese ihr Branding umfassend geschützt haben."[5]

Ein weiteres Beispiel von deutschlandfunk.de:
„Behördlich aussehende Fahrzeuge

In den Tagen nach der Katastrophe fuhr ein silberblauer Transporter im Polizeidesign durch die Straßen von Sinzig und anderen Orten. ’Und es wurde durchgesagt, es kommt eine zweite Welle. Wir sind auch flutgeschädigt. Meine Frau rief mich an und sagte, es kommt eine zweite Welle, und die Nachbarn waren verzweifelt’, erinnert sich Andreas Geron. Als Bürgermeister von Sinzig wusste er, dass keine zweite Flutwelle kommen würde, konnte seine Frau und die Nachbarschaft beruhigen. ’Leider vervielfältigt sich das über die sozialen Medien und ist ein Problem. Da tun sich die Abgründe der Gesellschaft auf’.”[6]

Auf ihrer Webseite versuchen die Volgmanns mit einem Video von der Pressekonferenz der Polizei jegliche Vorwürfe zu entkräften: „Anschuldigungen der Medien waren unbegründet”. Allerdings wird von der Polizei lediglich aber dafür eindeutig festgestellt, das Herumfahren mit einem polizeiähnlichen Fahrzeug sei nicht strafbar. Vom hier wesentlichen Vorwurf der Falschdurchsagen habe die Polizei nur Kenntnis über die sozialen Netzwerke. Zu den meisten anderen Vorwürfen, die anscheinend gar nicht die Friedensfahrer betreffen, heißt es, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.[7]
Der Beitrag vom Deutschlandfunk, in dem der Vorwurf der Falschdurchsage aufrecht erhalten bleibt, erschien am Tag nach der Pressekonferenz (30.07.2021).

Auch wenn das Verhalten der Friedensfahrer nicht strafbar war oder vielleicht nicht böswillig gemeint gewesen sein mag, zeigt sich doch, dass diese vermeintlichen Helfer mit ihrem Auftreten die Flutopfer in einer ohnehin schon katastrophalen Lage nur weiter verunsichert haben.
Mit den Begrifflichkeiten „Frieden – Freiheit – Offenheit – Respekt – Vorbild” hat das rein gar nichts mehr zu tun.

Link

Quellen